Warum wir in der Krise stark bleiben müssen

In einer Gesellschaft, in der sich der mediale Fokus auf aktuelle Ereignisse eine, höchstens zwei Wochen hält wollen wir nicht mehr über die neuartige Virusinfektion sprechen. Turn the page heißt es auch in den Vereinigten Staaten von Amerika deren politische Vertreter bereits von einem spektakulären wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Comeback reden.

Aber auch hierzulande zeigt die Gesellschaft eine breite Coronamüdigkeit –seitdem die Weltgesundheitsorganisation am 6. Januar 2020 von dem neuartigen, in China ausgebrochenen Virus berichtete und der Erreger im Februar erstmalig auch in Deutschland in Erscheinung trat, wurde Covid19 zum fast ausschließlichen Fokus unserer Aufmerksamkeit was für uns alle ein Novum ist. Kein anderes Ereignis in der Geschichte der Neuzeit hatte vergleichbare globale Auswirkungen.

Erstaunlich, dass die Politik nicht rechtzeitig reagiert hat –nämlich da, als Anfang Januar 2020 der sprichwörtliche Sack Reis in China umfiel. Denn wenn eine Redewendung mit der Zeit ihre Richtigkeit verloren hat, dann ist es wohl die, in der man die vermeintliche Unwichtigkeit eines Ereignisses damit vergleicht ob in China ein Sack Reis umgefallen ist. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass –zumindest der geografische- Ansatz in dieser Gleichung- der globalen Aktualität nicht mehr standhalten kann.

Die Lektion, dass eine globale Gesellschaft Vorgänge in Drittstaaten ernst nehmen sollte, mussten wir alle in den letzten Wochen bitterlich lernen.

Fraglich ist nur, warum nicht früher reagiert wurde. Dafür vorgesehen ist die fachliche Beratung von wissenschaftlichen Spezialisten in der Organisation des öffentlichen Lebens und die Umsetzung der aus deren Einschätzungen hervorgehenden Vorkehrungen im Notfall. Sollte man meinen.

Stattdessen starrt die restliche Welt auf den zunehmenden Notstand in China –mittlerweile, so hat man es in China und auch in der restlichen Welt erkannt- hat sich der Erreger in der Volksrepublik zu einer Epidemie ausgeweitet. In Drittstaaten erfolgt noch immer keine verwaltungspolitische Reaktion auf das „Wuhan-Virus“. Erste, zögerliche Reaktionen treten auf, als Fallzahlen auch aus angrenzenden asiatischen Staaten, Europa und schließlich den Vereinigten Staaten von Amerika vermeldet werden. Jetzt, und erst jetzt, beginnt man zu begreifen, dass diese Krise keinen lokalen Krisenherd darstellt. Doch diese Verzögerung kostet Hunderttausende das Leben.

Aber im besten Fall lernt man aus seinen Fehlern –dumm ist es nur dabei vorauszusetzen, dass man dabei die Gelegenheit einer exakten Reproduktion der vorherigen Umstände durchlebt. Im Klartext heißt das: wenn in China nochmals ein hochgradig aggressiver Erreger in Erscheinung tritt, werden Drittstaaten rechtzeitig und angemessen reagieren. Soweit so gut.

Nach vier Monaten und eines anfänglichen Rückgangs der Basisreproduktionszahl verbreitet sich indes die ebenso falsche wie folgenschwere Auffassung, man habe die höchste Stufe der Pandemie überschritten.

Der zweite folgenschwere Fehler in der Entwicklung der aktuellen SARS-CoV2-Pandemie ist es, in der Brisanz einer akuten Krisensituation gesellschaftliche Forderungen über die aktuellen sanitären Notwendigkeiten zu stellen. Denn wenn uns der Verlauf dieser Krise eines gelehrt hat, ist es, dass ein Wegschauen in der Coronakrise hunderttausende Menschenleben kostet.

13.05.2020

Autorin: Sarah Körfer

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